Handelsblatt vom 10.09.2008
Künftiger Grünen-Chef erwägt „Kohle-Deal“
von Barbara Gillmann
Der designierte Parteivorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, will einen “gesellschaftlichen Deal mit der Energiewirtschaft” über die Zukunft der Kohle. Anders als viele Parteifreunde kann er sich vorstellen, auch den Neubau von Kohlekraftwerken zuzulassen – wenn trotzdem die Emissionen sinken.
Demnächst wird sich wohl in Hamburg entscheiden, ob in Moorburg ein Kohlekraftwerk gebaut wird oder nicht.
Von regieriger Seite aus dürfte jetzt also genau der richtige Zeitpunkt sein, um weich zu werden.
Wenn man den Bau des Kraftwerkes gewissermassen als Pfund darstellen kann, mit dem man bei den Konzernen wuchern könnte, um irgendetwas dabei herauszuschlagen, liesse sich für einige die Fortsetzung der Koalition in Hamburg möglicherweise rechtfertigen.
Auch wenn die GAL dann definitiv mit leeren Händen vor die WählerInnen treten wird.
Was das GE betrifft, kann ich nur sagen, dass ich als Anhänger eines Grundeinkommens kein Problem damit habe, den Nürnberger Beschluss zu vertreten und darauf zu bestehen, dass ein Maximum davon in einer möglichen Regierung umgesetzt wird.
Ich mache allerdings auch eindeutig klar, dass ich auch weiterhin das GE unterstütze.
Cem hingegen hat in dem Interview auch keinen Hehl daraus gemacht, dass er von der Grundsicherung grundsätzlich nichts hält und nicht an ihre Umsetzung glaubt.
Eigentlich macht er derzeit kontinuierlich klar, dass er nicht für die Aussendarstellung und Umsetzung unserer Programmatik geeignet ist.
Das ist schon mal eine sehr interessante Form der Bewerbung.
Wenn man sich so um einen normalen Job bewirbt, dürfte man den wahrscheinlich nicht bekommen und sogar das Hartz IV gekürzt kriegen.